Wissen - kleines Karate ABC


Was ist Karate?

Heute betreibt man Karate außer als Wettkampf auch als eine Art des Ausgleichsports und als ein Weg der modernen Selbstverteidigung, rein körperlich gesehen ist aber Karate eine Kampfkunst, bei der man lernt, wirkungsvolle Schläge, Stöße, Tritte mit sämtlichen Gliedmaßen auszuteilen, gleichzeitig aber auch solche Angriffe abzuwehren. Man muß also erst die Techniken und die Beherrschung des Körpers lernen. Das erfordert ein ausdauerndes, physisch abwechslungsreiches, gezieltes Training. Später im Wettkampf werden dann noch andere Qualitäten verlangt und bei ernsthaftem Training auch ausgebildet.

Physische Trainingsziele sind z. B.: Erlangung bzw. Steigerung von Gelenkigkeit, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer.

Seelisch geistige Ziele sind: Konzentration, Selbstüberwindung, Gelassenheit, Ruhe, Sicherheit, gesundes Selbstwertgefühl, Mut, Selbstdisziplin, Fairneß, Hilfsbereitschaft, Bescheidenheit.

Karate wird also nicht als Mittel betrachtet, um aus Schlägereien siegreich hervorzugehen, sondern als Weg (japanisch: Do) zur Meisterung des Ichs.

Zusammenfassend läßt sich das so formulieren: Karate-Do ist ein Weg zur körperlichen und geistigen Meisterung des Ichs. Wenn wir das Do ernstnehmen, müssen wir deutlich erkennen, daß der sichtbare Erfolg im Wettkampf nicht das alleinige Ziel darstellt!

"Oberstes Ziel in der Kunst des Karate ist weder der Sieg noch die Niederlage. Der wahre Karate-Kämpfer erstrebt die Vervollkommnung seines Charakters!"


Ursprung und Philosophie

Karate ist ein Kampfsport, dessen Ursprünge bis etwas 500 Jahre n.Chr. zurückreichen. Chinesische Mönche, die keine Waffen tragen durften, entwickelten aus gymnastischen Übungen im Lauf der Zeit eine spezielle Kampfkunst zur Selbstverteidigung. Diese Kampfkunst galt auch als Weg der Selbstfindung und Selbsterfahrung. Als Sport ist Karate relativ jung: Erst Anfang dieses Jahrhunderts entstand in Japan aus der traditionellen Kampfkunst ein Kampfsport mit eigenem Regelwerk.

Auch heute noch spiegelt sich im Karate-Do die fernöstliche Philosophie wider. Übersetzt bedeutet "Karate-Do" soviel wie "der Weg der leeren Hand". Im wörtlichen Sinn heißt das: der Karateka (Karatekämpfer) ist waffenlos, seine Hand ist leer. Das "Kara" (leer) ist aber auch ein ethischer Anspruch. Danach soll der Karateka sein Inneres von negativen Gedanken und Gefühlen befreien, um bei allem, was ihm begegnet, angemessen handeln zu können.

Im Training und im Wettkampf wird dieser hohe ethische Anspruch konkret: Nicht Sieg oder Niederlage sind das eigentliche Ziel, sondern die Entwicklung und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit durch Selbstbeherrschung und äußerste Konzentration. Die Achtung des Gegners steht an oberster Stelle.


Ein Sport für Körper und Geist

Karate wird leider oftmals gleichgesetzt mit Bretterzerschlagen. Dieses Vorurteil entstammt öffentlichen Schauvorführungen, die auf Publikumswirksamkeit abzielen und Karate zur zirkusreifen Artistik erklären. In Wirklichkeit ist Karate jedoch alles anderes als ein Sport für Selbstdarsteller. Im Training und Wettkampf werden Fuß- und Fauststöße vor dem Auftreten abgestoppt. Voraussetzung dafür ist Selbstdisziplin, Verantwortungsbewußtsein gegenüber dem Partner und natürlich eine gute Körperbeherrschung, die im Kihon (Grundschule) systematisch aufgebaut wird. Aufgrund seiner vielseitigen Anforderungen an Körper und Geist ist Karate ideal als Ausgleich zu den Anforderungen des Alltags: Der Karateka trainiert Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Das macht fit! Mit Entspannungstechniken, Atemübungen und Meditation steigert er seine Konzentrationsfähigkeit und schult die eigene Körperwahrnehmung.


Eine moderne und wirksame Selbstverteidigung

Viele Karateka üben ihren Sport aus, um sich im Notfall selbst verteidigen zu können. Und tatsächlich ist Karate eine wirksame und praktikable Verteidigungsart. Kraft und körperliche Statur spielen in der Karate-Selbstverteidigung nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger sind Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Gelassenheit. Nur wer bei einem Angriff nicht in Panik gerät, kann sich sinnvoll verteidigen. Deshalb vermitteln spezielle Lehrgänge neben technischen Fertigkeiten auch die psychologischen Komponenten der Selbstbehauptung und Selbstverteidigung.

Diese Aspekte machen Karate-Selbstverteidigung insbesondere für Frauen und Mädchen interessant.


Ein Sport für uns alle

Ob Ausgleichssport, allgemeine Fitneß oder Selbstverteidigung, Karate eröffnet allen Altersgruppen und Interessenlagen ein breites sportliches Betätigungsfeld.

Karate ist nicht nur spannend für alt und jung. Durch die Vielseitigkeit fördert Karate Gesundheit und Wohlbefinden. Auch deshalb haben sich viele junge und ältere Menschen für diesen Sport entschieden. In den meisten Vereinen gibt es Anfängerkurse, die den Einstieg leicht machen: Stufe um Stufe wachsen Geschicklichkeit und Leistungsvermögen. Die farbigen Gürtel der Budosportarten sind dabei Hilfe und Ansporn.


Wettkampf und Tradition

Im Karate werden grundsätzlich zwei Wettkampfdisziplinen unterschieden: Beim "Kumite" (Freikampf) stehen sich zwei Karateka auf einer Kampffläche gegenüber und versuchen, wertbare Stoß-, Schlag- und Trittechniken anzubringen. Die Kriterien sind so gehalten, daß Verletzungen der Kampfpartner ausgeschlossen sind: wer sich nicht daran hält, wird disqualifiziert!

Die Disziplin "Kata" ist eine Abfolge genau festgelegter Angriffs- und Abwehrtechniken gegen mehrere imaginäre Gegner, die sich aus verschiedenen Richtungen nähern. Man unterscheidet rund 50 verschiedene Katas, deren Ästhetik im Einklang von Kampfgeist, Dynamik und Rhythmik liegen.

Manche Kata wurde über Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben und ist Zeuge der Tradition des Karate.

Jedem Vereinsmitglied ist die Teilnahme an Wettkämpfen und Turnieren freigestellt - ob im Kumite oder in der Kata, das entscheidet jeder selbst!


Shoto Nijukun -
Die 20 Regeln des Shotokan Karate

Gichin Funakoshi aus: "Die Tradition der Karate-Meiser und Stile der traditionellen Kampfkunst in Okinawa, China und Japan". Werner Lind, Werner Kristkeitz Verlag, 1991

1. Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt.
2. Im Karate macht man nicht die erste Bewegung.
3. Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit.
4. Erkenne Dich selbst zuerst, dann den Anderen.
5. Intuition ist wichtiger als Technik
6. Lerne Deinen Geist zu kontrollieren und befreie ihn dann.
7. Unglück geschieht immer durch Unachtsamkeit.
8. Glaube nicht, daß Karate nur im Dojo stattfindet.
9. Karate üben heißt ein Leben lang zu arbeiten; darin gibt es keine Grenzen.
10. Verbinde Dein alltägliches Leben mit Karate, dann wirst Du myo finden.
11. Wahres Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn Du es nicht beständig wärmst.
12. Denke nicht ans Gewinnen, doch denke darüber nach, wie Du nicht verlierst.
13. Verändere Deine Verteidigung gegenüber dem Feind.
14. Der Kampf entspricht immer der Fähigkeit, mit keyo (unbewacht) und jitsu(bewacht) umzugehen.
15. Stelle Dir Deine Hand und Deinen Fuß als Schwert vor.
16. Wenn Du den Ort verläßt, an dem Du zuhause bist, machst Du Dir zahlreiche Feinde. Ein solches Verhalten läd Dir Ärger ein.
17. Anfänger müssen alle Haltungen ohne eigenes Urteil meistern, erst danach erreichen sie einen natürlichen Zustand.
18. Die Kata muß ohne Veränderung korrekt ausgeführt werden, im wirklichen Kampf gilt das Gegenteil.
19. Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell - alles in Verbindung mit der richtigen Atmung.
20. Erinnere Dich und denke immer an kufu - lebe die Vorschriften jeden Tag.